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Erfindungen – eine SciFi Kurzgeschichte von Lenny Löwenstern

»Erfindungen« – eine Kurzgeschichte von Lenny Löwenstern
Heutzutage  tippen wir, wischen auf Bildschirmen herum, benutzen Spracheingabe oder virtuelle Tastaturen. Selbst die gute alte Zeitung stirbt und wird bald verschwunden sein. Von Büchern gar nicht zu reden … Gut möglich, dass in zwanzig Jahren die Menschen einen ganz anderen Blick auf die Dinge haben werden. Wie das aussehen könnte, zeigt diese nostalgisch angehauchte Short Story.

Er hatte sie in seinem Labor versammelt. Freunde, Nachbarn, Roboreporter. Das Labor, welches er gern als seine Stube bezeichnete, war zur einen Hälfte mit zeitgemäßen Holodruckern und modernsten Quantencomputern bestückt, zur anderen aber gab es eine antik anmutende Anhäufung von Bottichen, Kübeln, Gläsern und Gerätschaften aller Art – sowohl aus Glas als auch aus Metall.

»Was ich Ihnen heute präsentieren möchte«, hob der Professor an, »haben Sie in Ihrem Leben nicht gesehen. Es ist etwas vollkommen … Neues.«

Die Umstehenden murmelten und blickten sich an. Der Professor wischte in einer nervösen Geste seine Handflächen am Kittel ab, der sich sofort selbst reinigte. Die Blitzamkörperreinigung (BaKR) hatte der Professor vor gut fünfzehn Jahren erfunden und seither ein nettes Sümmchen an ihr verdient.

»Sie werden staunen«, sagte er und hantierte an einer virtuellen Box, die auf eine Geste hin sofort offen stand.

Die virtuelle Box war eine seiner ersten Erfindungen überhaupt gewesen. Sie war unendlich praktisch. Man konnte sie stets und überall dabei haben, da sie nie Platz verbrauchte und keinerlei Gewicht besaß. Kurzum, man hatte für alles immer die passende Verpackung in der richtigen Größe und Stärke parat. Alles an ihr war virtuell – abgesehen von dem Geld, das man für sie zahlte. Zum Vorschein kam ein sehr flacher, rechteckiger Gegenstand. Er glomm matt und gelblich-weiß im Schein der Flexbeleuchtungswolke.

Das Publikum war gebannt. Die Flexbeleuchtungswolke übrigens gab es schon seit 13 Jahren. Sie war seinerzeit revolutionär gewesen, denn sie funktioniert mit reiner Vakuumenergie, welche kostenlos in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Vakuumenergie ist auch dort vorhanden, wo kein Vakuum, sondern nur Materie vorkommt – dies ist übrigens nicht der einzige Widerspruch in diesem Konzept.

Der Professor hatte mit dem Verdienst aus der Wolke einen ganzen Stubenkomplex neu bauen können, was sich für ihn wiederum rasch in neue Erfindungen ummünzen ließ.

»Und was ist es nun«?, wollte einer der Roboreporter schnarrend wissen, während er im Schein einer eigenen Flexbeleuchtungswolke holografierte.

»Nun«, erwiderte der Professor und drehte den Gegenstand in den Händen. »Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Erfindung sind wirklich erstaunlich.«

Freunde, Nachbarn, Roboreporter rückten noch ein wenig näher.

»In Experimenten habe ich Folgendes über den Gegenstand herausgefunden: Man kann Dinge in ihn einwickeln und sie so verwahren, es ergibt sich ein ernsthafter Herausforderer für die virtuelle Box. Man kann eine Kugel aus dem Gegenstand formen und diese werfen oder ihn falten und durch die Luft segeln lassen. Man kann den Gegenstand zusammenlegen und damit einen wackligen Roboter stabilisieren oder Kleidungsstücke, Sonnenschirme, Hüte und Tüten daraus gestalten. Er ist mal weich, mal hart, er kann jede Farbe annehmen. Ebenso ist er angenehm brennbar, sie können ein Feuer machen und sich daran erwärmen. Sie könnten ihn großflächig auf Wände kleistern oder … wenn Sie mir die Bemerkung gestatten … Ihren Hintern damit abwischen – denn das Material ist weich und angenehm für die Haut. Damit stellt es eine sinnesfreudige Alternative zum Laserbidet dar.«

Das Laserbidet war bereits vom Großvater des Professors erfunden worden, der damit den Grundstock seines Vermögens gelegt hatte. Das er dann allerdings bei einer Wette wieder verloren hatte. Aber das ist eine andere Geschichte. Das Laserbidet war so praktisch wie simpel. Es brannte Unerwünschtes jeder Menge und Couleur einfach weg. Später entwickelte der Professor auf diesem Konzept aufbauend die vernetzte Ganzkörpertrockendusche (GKTD). Ein Speziallaser befreite den Körper von allem, was nicht gewollt war, auch der Behaarung. Zusätzlich konnte eine stufenlose Bräunung der Haut erfolgen (Maximum: Grillhähnchen). Außerdem war der GKTD fähig, zu tätowieren und individuelle Düfte zu mischen. Premiumausgaben konnten sogar frisieren – sofern der kopf- und intimseitige Behaarungszustand das zuließen – und er schneiderte passgenaue Designermode. Die medizinische Variante konnte Fett absaugen, Muskeln aufbauen und Hautkrebs kurieren.

Erste Rufe des Erstaunens wurden laut, als der Professor ein weiteres Geheimnis preisgab.

»Meine Erfindung ist ebenso auch ein Datenspeicher. Sie können Informationen auf ihm ablegen und diese zu jeder Zeit wieder abrufen – während der Dunkelperioden brauchen Sie allerdings eine Flexbeleuchtungswolke zur Unterstützung.«

»Und wie kommt die Information hinein«, fragte jemand.

»Indem Sie die Buchstaben und Worte selbst darauf schreiben, diese bleiben dann dauerhaft sichtbar. Stellen Sie sich vor, was möglich wäre, wenn man viele der flachen Gegenstände zu einem größeren Objekt kombinieren würde.«

»Fantastisch!«, erscholl es aus der Runde. »Unglaublich, Professor, das darauf noch niemand gekommen ist …«

»Ich nenne meine Erfindung Papier: Sie besteht aus Holz, welches uns nahezu unbegrenzt zur Verfügung steht – und zwar in sogenannten Wäldern, die lange schon niemand mehr braucht.«

Freunde, Nachbarn, Roboreporter jubelten. Ja, dachte der Professor und drehte sich auf einem Fuß durch die Stube. Mit dieser Sache werde ich gewiss wieder ein hübsches Sümmchen kassieren.

ENDE

Lektorat: Wolma Krefting. Das Beitragsbild stammt aus dem Fundus von Pixabay. Die verwendeten Google Fonts sind BenchNine und PT Sans.

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Lenny Löwenstern
Lenny Löwenstern hat nichts als Sterne im Kopf. Er träumt vom Fliegen ohne Flügel und weil er das selbst nicht hinbekommt, schickt er seine Helden auf die Reise. Lenny liebt schöne und alte Wörter und ist ebenso sternverrückt, wie mondbeschimmert, himmelsstürmend und traumvergessen. Angetrieben von grenzenloser Neugier und der Sympathie für alles, was fliegt – Vögel, Raumschiffe, Gedanken, Träume – schreibe ich. Mehr

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